Montag, 27. April 2009

Minsk - so nah und doch so weit weg

... oder 4 Deutsche wagen sich nach Weißrussland...

Das Frühjahr ist eine tolle Zeit zum Verreisen... nicht zu kalt und nicht zu warm. Nach Kaunas, Vilnius, Riga und Stockholm führte nun meine Reise für 2 Tage nach Minsk: Nikolaij und Familie und Minsk besuchen.

Vor dem Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt.... und der begann bereits in Vilnius zu laufen.... nicht weil es so heiß hier war (über 10°C am Tag ging es nicht hinaus), sondern weil ein Visum für Weißrussland benötigt wird.

Dieses mal waren meine Reisebegleitung 3 Mädels aus Deutschland: Hanna (Bruchsal, bei Karlsruhe), Vanessa (Hannover) und Jana (Bremen)

Der einfachste Weg sich ein Visum zu besorgen ist der Gang ins Reisebüro. (Aus den ursprünglichen Planung mit Italienern im März wusste ich bereits, dass der Weg zur weißrussische Botschaft total umsonst ist, denn man muss zum Konsulat, in dem dann empfohlen wird ins Reisebüro zu gehen...). Im Reisebüro wollten die erstmal nur einen Pass haben, den sie an das Konsulat gesendet haben, um zu erfahren, ob es für uns Deutsche möglich ist im Reisebüro ein Visum zu beantragen..... weil wir STUDENTEN und aus DEUTSCHLAND (oder war der Grund: weil wir aus Westeuropa kommen? Ich weiß es nicht mehr) kommen.....
Meine Vermutung: Wir könnten ja als westeuropäische Intellektuelle (also Studenten aus einem demokratischen Staat ;) ) eine demokratische Revolution anzetteln ;) was natürlich von der weißrussischen Regierung nicht gern gesehen wird *gggg*
Nach über 2 Wochen warten kam die Nachricht: Wir müssen zum Konsulat, denn das Reisebüro kann keine Visas für uns beantragen.... wir hätten im Konsulat "noch ein paar Fragen zu beantworten"....

Also sind wir eine Woche vor der geplanten Reise (eher ging nicht, da wir ja auf die Antwort vom Reisebüro warten mussten...) zum Konsulat gefahren.... Freitag Mittag (17.4.).... um 15 Uhr macht das Konsulat zu... Und die Bearbeitungszeit für ein Visum ist normalerweise 1 bis 2 Wochen, oder man legt viel Geld auf den Tisch und bekommt das Visum in 15 Minuten.....

Könnt ihr euch noch an "Asterix und Obelix auf dem Weg nach Rom" erinnern.... die Prüfung in der Behörde um den Passierschein A38 (8. von 12 Aufgaben) zu erhalten? Richtig, so ähnlich kamen wir uns auch vor...:

Rein ins Konsulat: "Wir wollen ein Visum beantragen" "Passport, Formular" "ähm.... wir wollen das erst beantragen und wissen nicht welches Formular wir brauchen" "hier sind die Formulare" *Formulare ausfüllen* (was die nicht alles wissen wollen .... ;) ) danach anstehen um die Formulare und Pass abzugeben.... "Sie brauchen noch eine Kranken-Versicherung, die können Sie im Reisebüro gegenüber bekommen"
Also schnell rüber ins Reisebüro. Krankenversicherung für 2 Tage abschließen, dann wieder zurück ins Konsulat, Krankenversicherung vorlegen.... "Hier ist die Rechnung für das Visum... Sie können nur in Euro bezahlen" Also schnell alle Euro-Schein-Reserven rausgekramt und durchgezählt, es fehlten uns noch 20 Euro.... also mussten wir erst einmal eine Bank in der Nähe finden, in der wir Litas gegen Euros tauschen können... also rein in die Bank, Nummer ziehen, warten, Geld tauschen, und dann wieder zurück ins Konsulat. Geld an der Kasse bezahlt, mit dem Kassenbon wieder zurück zur Bearbeiterin, und dann hieß es warten. Eine halbe Stunde später klebte das Visum in unseren Pässen... :)
Ach wie toll ist es doch in der EU ohne Visas zu reisen.... es ist einfach zu anstrengend dieser Visa-Kram.

Mit den Bustickets und Visas ausgerüstet stiegen wir am letzten Samstag (25.4.) um 5:50 Uhr in den Bus Richtung Minsk. Die Litauisch-Weißrussische Grenze ist nur eine halbe Stunde von Vilnius entfernt. Von der Grenze bis nach Minsk sind es noch einmal nur 2 Stunden... jedoch ist da die Grenze dazwischen..... Und davor hatten wir die größte Angst.... Meine Erfahrungen (unfreundliche Grenzbeamten, die alles durchfilzen) von der polnisch-weißrussichen Grenze haben sich glücklicherweise nicht wiederholt. Wir mussten nur fast eine Stunde an der Passkontrolle rumstehen: Der Pass und das Visum werden eingescannt und wohl mit der (KGB ???) Datenbank abgeglichen: Vanessa hatte kein Problem, bei mir gab es kein Problem.... und dann kam Hanna dran.... *scan scan scan* und dann griff der Zollbeamte zum Telefon und fragte am Telefon irgendetwas nach.... *Schock* was könnte da falsch sein? zu viele Deutsche auf einem Haufen?? ;) Hanna war wohl in der Datenbank vermerkt, weil sie letztens ihren Pass im Reisebüro abgegeben hatte um zu erfahren, ob wir ein Visum im Reisebüro bekommen könnten.... und dieser Eintrag hat wohl den Zollbeamten stutzig gemacht... (weil der Antrag im Reisebüro ja abgelehnt wurde)... nach diesem kleinen Schreck, gab es dann doch noch den Stempel auf dem Visum :)

Am Busbahnhof in Minsk holten uns Nikolaij, Kate und Viktor ab. Hanna, Vanessa und Jana haben Kate und Viktor auf der Couchsurfing Webseite gefunden, die "die Couch zum Schlafen bereit stellen". Ich habe bei Nikolaijs Familie geschlafen.

Gemeinsam haben wir an dem Nachmittag Minsk erkundet (ja, ein Nachmittag reicht aus ;) ). Das Wetter war echt super. T-Shirt Wetter mit Bräunungsfaktor ;)
Abends sind wir dann in ein typisches weißrussiches Restaurant gegangen. Kate hatte noch zwei Freundinnen eingeladen, die gerne ihr Deutsch ausprobieren wollten :) So waren wir dann insgesamt 9 Leute. Die Rechnung für uns 4 Deutschen war riesig: 119.000 weißrussische Rubel....... klingt viel, ist es aber nicht.... der Umtauschkurs Litas-> weißr. Rubel: 1:1.000 (war garnicht so einfach eine Bank zu finden, die Litas nimmt... die Bankangestellt musste sich erstmal ein Buch organisieren und nachschauen, wie der Litaschein aussieht ;) ).Und danach luden uns Kate und Viktor noch zu sich auf ein lockeres Gespräch und Spielchen ein. Eine wirklich coole und freundliche Gruppe.

Sonntag habe ich erstmal ausgeschlafen :) Und habe Nikolaij meine Erasmus Fotos gezeigt und er seine Fotos von seinen USA und Deutschland Reisen. Meine restlichen Rubel hab ich in ca. 1,5 kg weißrussisches Konfekt investiert ;) Und Babuschka (Oma) habe ich noch besucht. Sie war richtig glücklich mich wieder zu sehen.... mit der Anmerkung: Ich sei ja immer noch so dünn ;) Meine letzten russisch-Reste musste ich zusammenkratzen ;) Und einen Coniack musste ich mit ihr trinken.... naja, es waren dann doch 2.... nach dem ersten kopfte sie auf ihren linken Schenkel und meinte, dass man ja auf einem Bein nicht stehen kann...... verdammt..... Die fette Salami hat mich vor schlimmen bewahrt....

Und Sonntag abend ging es dann auch schon wieder zurück nach Vilnius. Minsk, eine langweilige Stadt mit tollen Leuten :)


Hier noch ein paar Fotos:


Kolja und ich am Eingang der Nationalbibliothek.

Von der Nationalbibliothek Richtung Stadtzentrum
Kate aus Minsk und Hanna auf der Nationalbibliothek

Die Nationalbibliothek... als ich das letzte mal in Minsk war (2004), war sie noch im Bau
vor der Nationalbibliothek: v.l.n.r: Kolja, Viktor, Kate, Jana, Hanna, Vanessa

ein kleiner Abstecher in Koljas Chemielabor
der Platz war vor 3 Jahre noch eine große Baugrube.... jetzt ein riesiges 3 stöckiges Einkaufszentrum komplett unter der Erde mit Springbrunnen und Park auf dem Dach.

Die Stadt wurde schick für den 9. Mai gemacht = Tag der Befreiung von Nazi-Deutschland.
Der Platz vor dem Palast der Republik... ungewöhnlich leer... vor 5 Minuten waren noch paar Menschen zu sehen
Der Palast der Republik
"nur" 185 Kilometer bis nach Vilnius
letztes Wochenende im April: Hochzeiten am laufenden Band, denn der Mai ist kein guter Monat zum Heiraten (Mai im russischen ist gleichbedeutend mit Pech [oder so ähnlich ;) ] ). Brautpärchen waren überall in der Stadt zu sehen... überall!!
weißrussische Küche
bei Kate und Viktor
"Wer bin ich??": Mann im Mond und Heidi Klum
Peter Pan und Karl Marx
Martini und Baba Jaga ;)

Über Vilnius

Sonntag den 19. April war es endlich so weit: unsere Fernseh-Turm Exkursion. Lange geplant, jedoch verschoben wegen Schneefall Mitte März, dann kamen die Osterferien dazwischen.


Gemeinsam mit Roberta, Chiara, Benedetta, Moreno, Claudio (alle Italien...) und Robertas Mentorin erklommen wir den Fernsehturm im westlichen Vilnius um einen Blick aus 165 Metern Höhe auf Vilnius zu genießen. Fotografieren war natürlich verboten ;) Jedenfalls haben es die Schilder behauptet..... ;)
Alles Grüne sind Nadelbaumwälder in und um Vilnius, denn der Frühling ließ noch immer auf sich warten.

Richtung Nord-Ost: Mittig auf dem Bild am Horizont: irgendwo da liegt Kamschatka, mein Studentenwohnheim und Wirtschafts-Fakultät

Richtung Osten: Ein Blick in das Zentrum. Es sind die neuen Glasgebäude von der Neustadt und darüber die Altstadt zu sehen. Links auf dem Hügel im Mittelgrund: die Piles (=Burg, rot) und dahinter die 3 weißen Kreuze auf dem Hügel. Etwas rechts vor der Piles steht die weiße Kathedrale mit dem Glockenturm. Der Kirchturm in der Mitte vom Bild ist der alte Campus von der Universität

Südlich vom TV-Turm: Plattenbaugebiet "Lazdynai", mit "meiner" Schwimmhalle rechts im Mittelgrund.

Freitag, 17. April 2009

Ostern

Am Ostermontag hab ich noch schnell ein paar weiße Eier organisiert und mit einfachsten Mitteln gefärbt (Ostereierfarben und Aufkleber kamen vorher per Post von Mama ;) )... nachdem sie das Kochen heile überstanden hatten.... hatte aber nicht so richtig Glück...
(1. Problem) von den 14 gekochten Eiern haben 8 Eier das Kochen schadlos überstanden...
(2. Problem) glücklicherweise hatte ich gerade ein leeres Marmeladenglas zur Hand um darin zu färben...
(3. Problem) Ich hatte jedoch kein Essig zur Hand... ohne Essig färben die Eier einfach nicht.... aber ich hab ja ein bisschen in Chemie aufgepasst und einfach etwas Wein/Schnapps reingekippt (der stand in der Küche rum.... keine Ahnung was das genau ist)... jedenfalls hats funktioniert....
(4. Problem) und die Eier-Schrumpfbänder sind für L-Eier einfach zu groß (hab da beim Kaufen nicht drauf geachtet...) naja, ein paar Eier hab ich doch noch reinquetschen können.

Und bin dann mit den 10 fertigen Eiern (ein paar aufgeplatzte Eier haben in die Schrumpfbänder gepasst ;) ) zu paar Kumpels gegangen und habe einige verschenkt =)

Es war interessant zu erfahren, wer wie Ostern feiert. Litauen selber ist ja ein katholisches Land und feiert Ostern zur gleichen Zeit wie wir in Deutschland. Übrigends ist hier das Ostereierrollen (hab den Namen vergessen) ebenso bekannt wie es unsere Sorben feiern.
Die orthodoxen Länder (z.B. Russland, Bulgarien) feiern Ostern eine Woche später (aber Weihnachten feiern sie witzigerweise 2 Wochen später.....).
Die muslimischen Länder feiern ja Ostern gar nicht, da es ein christliches Fest ist. Es war echt spannend denen die Ostereierfärbetradition zu erzählen... und dass das Ei gekocht ist und gegessen werden kann ;)

Dienstag, 14. April 2009

..... und zurück in Riga

In der Nacht vom 11. auf den 12. April ging es mit dem Flieger zurück nach Riga. Naja, beinahe hätten wir den Flieger in Stockholm verpasst, da der Bus zum Flughafen zu anderen Zeiten fuhr als wir es uns rausgesucht hatten, glücklicherweise gab es aber einen Zusatzbus, der uns gerade noch rechtzeitig zum Flughafen gebracht hatte. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden ziemlich lasch gehandhabt: eigentlich müssen Flüssigkeiten an der Sicherheitsschleuse in einer Tüte vorgezeigt werden (und max. 100ml Flüssigkeit je Behälter)..... eigentlich, ich wurde nicht gefragt, und meine große 1l-Trinkflasche am Rucksack wurde mit einem einfach Schütteltest am Rucksack getestet (also die Flasche war fest am Rucksack angebunden und beim Schütteln musste man den Rucksack mit schütteln....). Das da noch Wasser drin war, hat der gar nicht mitbekommen....

Im Hostel wurde uns die "Riga free tour" empfohlen.... ein 3 stündiger Rundgang für lau... außerhalb der typischen Touristentrampelpfade.... also eine tolle Gelegenheit Riga am nächsten Tag zu erkunden. Denn die Altstadt ist echt nicht der Bringer (meine Meinung.....).

Und es war eine echt super Stadtführung..... mit richtig tollen Ecken von Riga:

Der Markt. Eine ehemaliger Zeppelin-Hanger. Hier kann man Obst und Gemüse, Fisch, Milch direkt "vom Bauern" kaufen.

Ein Nachbau der Universität in Moskau
Irgendwo tiiiiief in Riga

Eine Traumfasade......

"Pelmeni", ein Selbstbedinungsrestaurant, wo es - natürlich - Pelmenis zu essen gibt :) Und Krabbensalat ;) Die Ausstattung ist echt abgefahren.... als hätte Hundertwasser hier Hand angelegt.... (hat er aber sicher nicht, denn die Fensterrahmen waren noch zu gerade ;) )

"Ich war hier!!" Riga, UNESCO-Weltkultur-Erbe =)


Riga ist doch eine tolle Stadt.... man muss nur die schönen Ecken finden.

Am Abend ging es dann mit dem Bus wieder zurück nach Vilnius, das wir dann gegen 23 Uhr erreichten.

Montag, 13. April 2009

Ein Halleluja auf Stockholm

Am 9. April (Donnerstag) ging es dann mit dem Flieger nach Stockholm. Leider war es stark bewölkt, so dass es keinen Blick auf die Ostsee gab :(
Da Ryanair etwas außerhalb von Stockholm landet, mussten wir noch einen Bus 80 Minuten nach Stockholm nehmen.


Im Hostel "Best hostel old town Skeppsbron" trafen wir dann Tanya und Kristina. Das Hostel liegt direkt in der Altstadt und somit war alles super einfach zu Fuß zu erreichen.
Im Touristen-Info-Zentrum trafen wir diesen witzigen Kerlchen:


Eine kleine Nachtexkursion in Stockholm:






Karfreitag war unser Museumstag:
zu erst die Rathaus/Stadthalle von Stockholm, in der das große Bankett zur Nobel-Preisverleihung jährlich stattfindet


Danach ging es ins Vasa-Museum. Das beste Museum, das ich je besucht hatte.
In dem Museum wird das Kriegs-Segelschiff Vasa ausgestellt, dass vor über 333 Jahren (20 Minuten Jungfernfahrt.... danach kippte es wegen Konstruktionsfehler um und sank) gesunken ist und Ende der 1950er geborgen wurde. Die Ausstellung dazu ist echt fabelhaft.


und dann noch das Skansen Museum: Ein schwedisches Open-Air-Museum, angeblich das erste seiner Art in Europa...
... und die Welt ist immer noch ein Dorf: Im Open-Air Museum trafen wir JoonYoung (Südkorea), der mit mir im Wohnheim auf der gleichen Etage wohnt.


In Stockholm dreht sich keiner mehr nach einem Porsche um, aber der Chrysler hier..... einfach wow

noch ein paar tolle Fotos vom wunderschönen Stockholm:





Am letzten Tag (11. April) besuchten wir noch das Parlament von Schweden in Stockholm und eine kleine Einführung in das schwedische Wahlsystem. Was ziemlich interessant war: Im Parlament sitzen die Abgeordneten nicht in Partei-Blöcken zusammen (wie in den meisten Ländern, z.B. Deutschland oder im Europa-Parlament), sondern nach Wahlbezirk. Da müssen/dürfen also sich die Sozialisten und Konservativen auch mal ein Tisch teilen. Und um so älter der Abgeordnete ist, um so weiter darf er vorne sitzen.

Das Nobelmuseum stand natürlich auch auf dem Plan. Das Königsschloss konnten wir leider nur von außen sehen, da es nur kurz für Besucher geöffnet wurde. Jedoch konnten wir uns eine Truppenparade ansehen:



Am Samstag Abend ging es dann schon leider wieder zurück nach Riga. Keiner wollte zurück, aber der Flug war gebucht......
Stockholm haben wir in unsere Herzen geschlossen!